Madeira, kaum eine Insel in Europa lässt mein Herz höher schlagen. Doch bisher rührte dieses Gefühl nur aufgrund zahlreicher angesehener Videos, bzw. durchgelesener Blog-Artikel. Umso mehr freute ich mich Anfang April, dass es für mich nun endlich auf die Insel des Ewigen Frühlings ging.
- Über Madeira
- Tag 1 – Mit dem Cabrio in den Sonnenuntergang
- Tag 2 – Mit dem Jeep durch ganz Madeira
- Tag 3 – Einmal quer über Porto Santo
- Tag 4 – Umringt von Delfinen
Montag, Sieben Uhr, Düsseldorf. Es ist kalt. Es regnet. Ich, viel zu spät dran, balanciere mit der einen Hand meinen auf die Schnelle geschmierten Morgen-Toast, mit der anderen Hand meinen Handgepäcks-Koffer und haste ins Taxi. “Einmal zum Flughafen bitte”, entgegne ich die Frage meines Taxifahrers, wohin die Reise für mich hingehen soll, mit halbvollem Mund.
Ich erspare euch langweilige Erzählungen über meinen Flug, deshalb hier die Kurzfassung: Wir starten um Punkt Acht, die Luft ist schlecht, die Sitze unbequem, ich ärgere mich noch über meinen viel zu lauten (und breiten) Sitznachbarn, schlafe zehn Minuten später ein, wache zwanzig Minuten später wieder auf, weil mein anderer Sitznachbar zur Toilette muss, schlafe erneut ein und wache vier Stunden nach dem Start im Landeanflug auf den Flughafen Funchals, welcher nach dem berühmtesten Sohn der Stadt, Cristiano Ronaldo, benannt wurde, wieder auf.
Über Madeira
Doch nun, und ja, es tut mir leid Leute, aber es muss sein, ein wenig Geographie-, bzw. Geschichtsunterricht.
Madeira, geographisch und politisch Teil Portugals, liegt im Atlantischen Ozean, ca. 1000 Kilometer südwestlich der iberischen Halbinsel. 740 km² groß (wie so oft an dieser Stelle mein Vergleich mit Berlin: ca. 890 km²), bietet das Hawaii des Atlantiks (wie einige Reiseblog-”Poeten” die Insel im Atlantik gerne taufen) rund 235 000 Einwohnern ein Zuhause.
Tag 1 – Mit dem Cabrio in den Sonnenuntergang
Nach meiner Landung geht es für mich – wie meistens – erst einmal ins Hotel. Heute (und auch morgen) wird mir das The Vine Hotel als Herberge dienen. Wieso hier? Einzigartige Lage. Traumhafte Aussicht auf den Monte, benachbarter botanischer Garten und nur einen kurzen Fußmarsch vom Stadtzentrum Funchals entfernt.
17:30 Uhr, Picknick-Time! Zu Fuß geht es hinauf auf eine benachbarte Anhöhe, um unsere Kraftreserven für den bevorstehenden Sonnenuntergang aufzufüllen. Von hier hat man eine herrliche Aussicht auf die umliegenden Wiesen und Weiden (die genaue Adresse für diesen wunderschönen Spot ist: Parque de Santa Catarina, Funchal)
Nach dem Picknick geht es mit einem Oldtimer im Cabrio Design hinein in den Sonnenuntergang. Die Straße Richtung Ponta do Sol eignet sich für eine solche Fahrt am besten, da man auf dieser Strecke sehen kann, woher die Blumeninsel seinen Namen hat. Wem das Cabrio zu luftig ist, kann sich auch einen Rolls Royce oder einen Daimler mieten.
Ich versuche erst gar nicht den Sonnenuntergang, welcher mir hier geboten wird, mit kreativen, aber letztendlich doch nichtssagenden Adjektiven, zu umschreiben. Bilder sprechen mehr als tausend Worte.
Tag 2 – Mit dem Jeep durch ganz Madeira
Mein zweiter Tag auf Madeira steht ganz unter dem Motto: So viel sehen, wie möglich! Um neun Uhr werde ich vom Hotel mit einem Jeep von Adventureland abgeholt. Eine Tour dauert acht Stunden und kostet 45 € pro Person. Die heutige Tour soll mich einmal quer über die Insel bringen und diverse Stopps beinhalten.
Genug der Vorworte, auf geht’s! Richtung Ribeira Brava genieße ich den kühlen Fahrtwind und lese mir in meinem Tourguide noch einmal die besten Spots in Funchal (dem ersten Stop) durch. Der inflationär eingesetzte, und damit in seiner Bedeutung und Wahrhaftigkeit immer mehr an Wert und Bedeutung verlierende Satz, ”der Weg ist das Ziel”, trifft hier allerdings zu einhundert Prozent zu. Grüne Wiesen und eine atemberaubende Aussicht auf die Klippen am Straßenrand machen es erforderlich, dass ich meinem Tourguide mehrere Male nahelegen muss, anzuhalten, damit ich erstens die einmalige Kulisse mit seiner ganzen Pracht erfassen und wertschätzen und zweitens, (nicht zuletzt auch für euch) ein paar Fotos machen kann.
Ein wunderschöner Aussichtspunkt entlang der Strecke ist Miradouro de São Sebastião.
Weiter geht es Richtung Paúl da Serra. Über Ponta do Sol und Canhas (zwei wunderschöne, kleine Städte) erreichen mein Guide, mein Fahrer und ich zwei Stunden später das zentrale Hochplateau.
Nun habe ich aber lange genug im Auto gesessen – ab ins Grüne!
Nächster Stop: Fanal, ein nebliges Lorbeer-Waldgebiet, welches von den Inselbewohnern auch Feenwald genannt wird. Einige der hier stehenden Bäume sind mehrere hundert Jahre alt und sollen schon seit der Entdeckung Madeiras, 1419, hier gestanden haben.
Auf geht’s zum nächsten Aussichtspunkt: das Unesco-Weltkulturerbe Ribeira da Janela. Eine wundervolle Gemeinde direkt am Meer mit beeindruckender Aussicht aufs offene Meer mit seinen schroffen und einzigartig-geformten Klippen.
Zeit für Mittagessen! Ab nach Porto Moniz. Berühmt ist die Ortschaft im Nordwesten Madeiras wohl hauptsächlich für seine natürlich entstandenen Badebassins im Vulkangestein.
Im Aquanatura Hotel Restaurant tanke ich meine sich langsam dem Ende neigenden Kraftreserven mit frischem Thunfisch und regionalem Gemüse wieder auf. Anschließend spaziere ich noch kurz durch das bezaubernde Porto Moniz Village.
Da wir auf unserer Tour möglichst viel sehen und erleben möchten, sind die Tourstops eng getaktet und so geht es schnell weiter Richtung Seixal und São Vicente und abschließend zurück nach Funchal.
Kleiner Geheimtipp von mir: Fragt euren Guide, ob ihr noch Zeit für einen kurzen Besuch in einer der vielen traditionellen Bars machen könnt, um Poncha, Madeiras Nationalgetränk, bestehend aus frischem Zitronen- und Orangensaft, gepaart mit Honig und Zuckerrohrschnaps, zu probieren!
Zurück in Funchal, geht es in eines der besten Restaurants der Stadt, ins Nini Design Center Restaurant. Wer meine Blogbeiträge regelmäßig verfolgt, kommt nicht umhin sich zu fragen, wie verfressen ich wohl bin?! Aber Leute, ich mache das auch für euch 😉 .
Leckeres Essen inklusive fantastischem Blick über Madeiras Hauptstadt Funchal, runden diesen ereignisreichen Tag endgültig ab.
Tag 3 – Einmal quer über Porto Santo
Auf Tag drei habe ich mich im Vorfeld meiner Madeira Reise mit Abstand am meisten gefreut. Wieso? Porto Santo! Die Insel, die übersetzt “Heiliger Hafen” bedeutet, liegt etwa 42 Kilometer nordöstlich von Madeira und dürfte Vielen wegen seines kilometerlangen Sandstrandes ein Begriff sein. Die kleine, beschauliche Insel bietet etwa 5.000 Menschen eine Bleibe, wobei diese Zahl in den Sommermonaten gerne mal auf 25.000 steigen kann. Bemerkenswert sind vor allem das Klima, es pendelt das ganze Jahr zwischen 16 und 26 Grad und seinen nachhaltig-lebenden Inselbewohnern, welche ausschließlich mit aus Seegras hergestelltem Bio-Diesel fahren.
Um sieben Uhr heißt es für mich Abfahrt zum Hafen, um die Fähre auf die Goldene Insel zu nehmen. Zwischen 8:00 und 18:00 kann Porto Santo für 29 € binnen zweieinhalb Stunden mittels Fähre erreicht werden. Wer ohne den “Umweg” Madeira direkt auf Porto Santo landen will, kann einen Direktflug von Düsseldorf mit TAP buchen.
Hier wieder ein wenig Geschichtsunterricht: Porto Santo wurde 1418 entdeckt. Seinen Namen (Heiliger Hafen) verdankt die Insel seinen Entdeckern, die hier Zuflucht vor einem Sturm fanden. Der berühmteste Bewohner der Insel war niemand geringeres als Christoph Kolumbus, der ab 1450 für einige Jahre auf der Insel lebte. Sein damaliges Haus steht immer noch und dient heute als Museum.
Genug der alten Geschichten und zurück in die Gegenwart. Bei meiner Ankunft stelle ich sofort fest, dass Porto Santo zwar nur einen Steinwurf entfernt von Madeira, der grünen und bunten Blumen Insel voller Farben, Wiesen und Blumen liegt, sich hier jedoch kaum Vegetation finden lässt.
Wie so oft steuere ich direkt nach meiner Ankunft an einem neuen und mir noch unbekannten Ort zuerst ein Hotel an. Heute ist es das Pestana Ilha Dourada. Eines von insgesamt zehn Hotels auf Porto Santo. Geräumige Zimmer, ein riesiger Pool und sehr freundliches Personal heben dieses Hotel von anderen ab. Mein Zimmer verfügt zudem über einen Balkon, auf dem ich abends noch die ein oder andere Stunde vor mich hin sinnieren werde.
12:00 – Lunch Time. Auf ins Ponta da Calheta. Köstliche lokale Spezialitäten wie gegrillte Limpets, Oktopus oder Scabbard Fish (Schwarzer Degenfisch) lassen mich am Ende meines umfangreichen Mals zu dem Entschluss kommen, dass dieses Restaurants schon jetzt mein absoluter Favourit auf der Insel ist. Den wundervollen Blick aufs Meer gibt’s sogar gratis dazu.
Wie so oft, überschätze ich mich mal wieder maßlos und so muss ich jetzt mit viel zu vollem Magen und einsetzendem Müdigkeitsgefühl den nächsten Punkt auf meiner Agenda anvisieren: Jeep Tour. Gott sei Dank, nur sitzen und mich über die Insel fahren lassen. Das geht auch mit vollem Magen sehr gut.
Die Tour, so stellt sich heraus, ist eine der besten Möglichkeiten, sich einen Überblick über die Insel zu beschaffen. Der erste Stop führt mich auf einen Aussichtspunkt im Westen der Insel, der Miradouro das Flores. Von hier hat man eine perfekte Aussicht auf drei (zwar nicht mehr aktive, doch nicht minder beeindruckende) Vulkane, welche schnurgerade, in einer Reihe stehen. Von hier oben habe ich auch eine gute Aussicht auf den (wie bereits eingangs erwähnten) neun Kilometer langen Sandstrand.
Wir rauschen mit 70 Kilometern die Stunde weiter durch die Landschaft. Überall sieht es gleich aus. Karg und wenig Abwechslung. Doch auf einmal wandelt sich das Bild. Eine grüne Oase inmitten des dürren und trockenen Landstriches taucht vor meinen Augen auf. Wie kann das sein? Ein Bewohner Madeiras erfüllte sich vor vielen Jahren seinen Traum einer grünen, bunten und lebendigen Landschaft. Pfaue, Fische, Schmetterlinge und eine Vielzahl an Vögeln können hier kostenfrei bestaunt werden.
Als mein Guide mir heute morgen sagte, wir würden heute eine Wüste bestaunen können, dachte ich zunächst, es handle sich um eine Übertreibung oder gar einen Witz. Doch als am Nachmittag die ersten Dünen vor meinem Auge auftauchen, wird mir bewusst, dass diese Insel mit einer weiteren Besonderheit aufwarten kann. Ich bestaune die weite Wüstenlandschaft und fühle mich gleich wie in “Little Dubai”.
Der letzte Stop des Tages führt uns auf dem Aussichtspunkt Miradouro da Portela. Von hier hat man einen hervorragenden Blick auf Porto da Cruz und dem über dem Ort aufragenden Penha d’Aguia, dem Adlerfelsen.
Tag 4 – Umringt von Delfinen
Mit dem Speedboot gleiten wir Richtung Ilhéu da Cal und de Baixo über was Wasser. Beide Inseln waren einst ein Teil Porto Santos, doch wurden sie durch Erosionen voneinander gespalten. Sie sind übersät mit Stollen, die dem Kalkabbau dienen. Die Bootstour bietet eine gute Möglichkeit tiefer in die lange Geschichte Madeiras und seiner umliegenden Inseln einzutauchen.
Und plötzlich sind sie da, links und rechts tauchen sie neben dem Boot auf, schwimmen verspielt neben uns her und tauchen elegant wieder in die Tiefen des Wassers ab. Delfine, mindestens ein halbes Dutzend, wenn nicht noch mehr. Ich habe sofort nur noch Augen für diese unsagbar schönen Meerestiere und kann den Erzählungen meines Guides über die lange Tradition des Kalkabbaus nur schwer folgen. Jeder, der schon einmal Delfine in ihrem natürlichem Lebensraum gesehen hat, weiß wovon ich rede. Wer noch nicht in den Genuss dieser erhabenen Geschöpfe gekommen ist, sollte dies schleunigst nachholen. Und das am besten vor Porto Santo 😉
Nun steuern wir die sogenannte Kalkstein Insel auf der anderen Seite Porto Santos an. Wir werfen den Anker und genießen ein Glas Wein. Aus Porto Santo versteht sich.
Als wir ca. drei Stunden, nachdem wir den Hafen verlassen hatten, wieder in Porto Santo anlegen, heißt es (nach einer kurzen Pause im Hotel) Stadtspaziergang.
Die Innenstadt von Porto Santo ist klein, beschaulich und dennoch süß. Viele kleine hübsche Läden reihen sich im Stadtzentrum aneinander. Ich kaufe einige Souvenirs und statte dem Christoph-Kolumbus-Haus einen kurzen Besuch ab.
Freudestrahlend flaniere ich Richtung Strand, um mir den Sonnenuntergang anzuschauen. Vor meinem geistigen Auge fange ich schon an, diesen Artikel zu schreiben und bin hin und her gerissen: Wie wird mein Fazit ausfallen? Lieber Madeira oder doch eher Porto Santo? Welche der beiden Inseln hat mir besser gefallen? Ich komme zu dem Entschluss, dass man sich im Leben nicht immer für das Eine oder das Andere entscheiden muss. Wer nach Madeira kommt, muss sich auch Porto Santo anschauen und umgekehrt!
Alex
Für mehr Impressionen zu Madeira und Porto Santo, schau bei meiner Fotostrecke vorbei.
*Dieser Blogbeitrag ist mit freundlicher Unterstützung von Visit Madeira entstanden.